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SchleimiSchleimi

 

 Kobold Schleimi erzählt Geschichte und Geschichten aus Pforze:

 

 

 Aus der Pforzheimer Stadtchronik 1939 Teil 1

 

Jeder Beginn ist schwer, aber damit mal ein Anfang gemacht ist.

Am 13. Februar trat in Deutschland eine neue Verordnung in Kraft, die auch Pforzheim betraf.

" Sicherstellung des Kräftebedarfs zur Durchführung unaufschiebbarer Aufgaben von besonders staatspolitischer Bedeutung."

Welch ein amtsdeutsch!

Es bedeutete ganz einfach, dass Pforzheim Arbeitskräfte und Baumaterial für die Organisation Todt und dem Bau des Westwalls zu stellen hatte. Man wollte sich gegen Erzgegner Frankreich absichern. Der Weltkrieg war schon lange in Vorbereitung und dies kann ich später auch beweisen.Vorab soviel. In Pforzheim herrschte ein Baustop und nur angefangene, dringliche Arbeiten durften beendet werden.

Der Rohbau der chirurgischen Klinik im Krankenhaus durfte fertiggestellt werden. Ebenso konnte das neue Landratsamt bei der Barfüßerkirche Richtfest feiern.

Allgemeines.

Ende April war auf dem Messplatz ( Gaswerk ) eine große Leistungsschau der gewerblichen Betriebe. Sie dauerte 8 Tage und lockte über 40 000 Besucher an.

Das 6. Pforzheimer Reit- und Springturnier vom 31. Mai bis 4. Juni lockte ebenfalls tausende Besucher auf den Holzhof.

Ein weiteres Indiz für die Kriegsvorbereitung war eine Volkszählung am 17. Mai. Für Pforzheim gab es eine Wohnbevölkerung von 79 011 Menschen.

Dieser Beitrag wurde für PfiB e.V. geschrieben.

 

 

 

Aus der Pforzheimer Stadtchronik 1939 Teil 2

 

Erwin Gündert war von 1920 bis zum 13. März 1933 Oberbürgermeister der Stadt Pforzheim.

Am 6. März 1933 gewannen Adolf Hitler und die NSDAP die Reichswahlen mit einem Erdrutschsieg.

OB Gündert war mit der neuen politischen Linie nicht einverstanden und musste sich am 13. März 1933 von seinem Amt verabschieden.

Es kamen zwei Interims-Vertreter, bis Herrmann Kürz am 19. Juni 1933 vom Reichsstatthalter zum Oberbürgermeister ernannt wurde. Der neue Oberbürgermeister kam aus Karlsruhe, war linientreu und hatte schon das Amt des Stadtbaumeisters inne. Dazu gehörte auch das Elektrizitätswerk.

Ein weiteres Indiz für die Kriegsvorbereitung war am 27. August 1939 die Einführung der Lebensmittelkarten. Hierfür wurde das Ernährungs- und Wirtschaftsamt geschaffen. Dieses Amt war zunächst im Elektrizitätswerk untergebracht und wurde aber in die Kaiser Friedrich Schule am Turnplatz ausgelagert.

Die Ausgabe der Lebensmittelkarten war übrigens schon 1938 in Planung.Also ein Jahr vor Kriegsbeginn!!!

Der Befehl zur Ausgabe der Lebensmittelkarten erreichte Pforzheim am Sonntag 27. August um 9.00. Eigentlich sollten die Lebensmittelkarten durch die hiesigen Lehrkräfte verteilt werden, aber da waren halt viele noch im Urlaub.So war die Verteilung erst am nächsten Morgen, Also Montag um 10.00 beendet. Weil neben den Lebensmitteln alle Stoffe und Lederwaren unter die Bezugsscheinpflicht fielen, war am Montagmorgen um 8.00 der Ansturm auf die Textil und Schuhgeschäfte in Pforzheim riesengroß.

Am 1. September begann der zweite Weltkrieg und schon am 4. September begann für die Pforzheimer Mädchen die neue Arbeitsdienstpflicht.

Am 16. November wurde die Reichskleiderkarte eingeführt.

Man sieht, der Krieg war von langer Hand vorbereitet.

Dieser Beitrag wurde für PfiB e. V. geschrieben.

Dank nochmal an Dagmar Janus, die mir das Archiv-Material zur Verfügung gestellt hat.

Mein Bild zeigt die ehemalige Kaiser-Friedrich-Schule.

 

Ehemalige Kaiser-Friedrich-SchuleEhemalige Kaiser-Friedrich-Schule

 

 

Aus der Pforzheimer Stadtchronik 1940

 

Der vom Reichsstatthalter Robert Wagner eingesetzte Oberbürgermeister Herrmann Kürz kränkelte erneut und musste von Bürgermeister Mohrenstein vertreten werden.

Der Überfall in Polen, zeitgleich mit der russischen Invasion dauerte nur ein paar Tage. Die Nationalsozialisten und Anhänger von Adolf Hitler fühlten sich bestätigt. Zuerst Rückeroberung der deutschen Kolonien in Afrika, dann die Heimführung von Österreich ins Deutsche Reich und nun halb Polen. Da wurde auch in den Schulen freudig gesungen " Heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt."

Der Krieg war weit weg und die Einschränkungen erträglich. Nur kurz kamen erste Zweifel in Pforzheim auf, als am 10. Mai 1940 der Frankreich-Feldzug begann.

Man hörte nämlich manchmal von der knapp 30 Kilometer entfernten Front im Elsaß den Geschützdonner.

Doch die Deutschen rückten auch in diesem Blitzkrieg schnell vor und die Gefahr auf deutschem Boden war gebannt.

Dafür setzten jedoch ab Juli Fliegeralarme ein. In den frühen Morgenstunden am 19. August warf ein einzelnes französisches Flugzeug Spreng- und Brandbomben über Brötzingen ab. Ein Anbau der Gastwirtschaft Waldhorn wurde getroffen. ( siehe Bilder ) Ebenso brannte in der Dietlingerstaße ein Wohnhaus aus. Aber es waren keine Personenschäden zu beklagen.

Die Fliegeralarme blieben nun nicht mehr aus. Im Jahr 1940 immerhin 35 Alarme. Aber ohne nennenswerte Schäden.

Die Beschäftigungslage in Pforzheim war für Industrie und Handel ausgezeichnet. Es gab keine Arbeitslosen, ja sogar ein Mangel an Arbeitskräften. Die Bau-Arbeiten in der Chirurgischen Klinik wurden wieder aufgenommen und ein Teil der Neuanlage vom Westausgang beim Hauptfriedhof wurde fertiggestellt.

In Pforzheim herrschte Zuversicht. Da nahm man auch die Verfolgung der Juden und anderer Randgruppen in Kauf und machte die Augen zu.. " Wo gehobelt wird, fallen eben Späne."

Eine Reihe von Großveranstaltungen wurden wegen des Krieges abgesagt. Dafür erfreute sich das Stadttheater immer größerer Beliebtheit und wurde auf einen Ganzjahres-Betrieb umgestellt.

Dieser Beitrag wurde für PfiB e. V. geschrieben.

 

 

 

Aus der Pforzheimer Stadtchronik 1941

 

Zur militärischen Lage.

Deutsche Truppen hatten vom 10. Mai bis 25. Juni 1940 Holland, Belgien, Luxemburg und Frankreich überrannt.

Adolf Hitler wurde zum Gröfaz ausgerufen.

Größter Führer aller Zeiten. Jetzt bestimmte die NSDAP endgültig über alle Belange in Deutschland.

Der Russlandfeldzug sollte im Frühsommer 1941 beginnen, aber der italienische Bündnispartner patzte in Jugoslawien und Griechenland.Die deutschen Truppen eilten zu Hilfe.

Dadurch verzögerte sich der Russlandfeldzug um mindestens 6 Wochen.Viele hatten ein mulmiges Gefühl. Dachten sie doch an Napoleons Niederlage in diesem großen, weiten Land mit seinen strengen Wintern.

Zur Lage in Pforzheim.

In Anbetracht der weltweiten kriegerischen Ereignisse und dem Ernst der Lage, verzichtete man seit langer Zeit auf eine Sylvesterfeier. Auch andere Großereignisse wurden abgesagt. Lediglich das Stadttheater blieb geöffnet und es gab eine Reihe von Konzerten.

Im privaten Lebensbereich und der Industrie machte sich die Mangel-Versorgung durch den Krieg bemerkbar.

Es gab 30 Fliegeralarme durch die Engländer.

Am 1. März verstarb Altstadtrat Alfons Kern im Alter von 82 Jahren.

Am 3. März verstarb der chronisch kränkelnde Oberbürgermeister Hermann Kürz.

Beide Toten bekamen ein Ehrenbegräbnis.

Der neue Oberbürgermeister Albert Herrmann wurde am 16.4. 1941 vom Reichsstatthalter eingesetzt. Aber er war lediglich eine Marionette von Kreisleiter Knab.Dieser regierte wie ein Herrscher(in der Villa Jaeger? ) in der Lindenstraße im heutigen Forstamt.

Wertvolle Teile des Stadtarchivs kamen in Kisten verpackt in die Tresore der Stadtkasse im Rathaus. Welch ein Fehler!

Mehrere hundert ( ich glaube 600 ) Volksdeutsche aus Osteuropa und dem Balkan wurden im Barackenlager am Ispringer Pfad einquartiert.Hier wurden später die Zwangsarbeiter aus Frankreich untergebracht.

Im Oktober 1941 machte sich das Fehlen der Männer bemerkbar. Sie waren ja bei der Wehrmacht. Als Ersatz kamen die Kriegshilfdienstmaiden bei der Straßenbahn zum Einsatz. Ähnlich wie schon 1915.

Der Neubau der Chirurgischen Klinik wurde endlich fertiggestellt und eingerichtet.

Dieser Beitrag wurde für PfiB e.V. geschrieben.

Die Fakten stammen aus der Stadtchronik. Die Ergänzungen und Kommentare stammen von Schleimi.

 

 

 

 

 

 

Aus der Pforzheimer Stadtchronik 1942

 

Schleimi erklärt die militärischen Lage.

Im Dezember 1941 wurde der Vormarsch der deutschen Truppen auf Moskau, durch Schnee und Matsch gestoppt.

Jetzt kamen Ereignisse, die für Sieg und Niederlage im 2. Weltkrieg entscheidend waren.

Die amerikanische Bevölkerung wollte nicht in diesen Weltkrieg hineingezogen werden. Darum unterstütze die USA die Engländer auch nur minimal. Die saßen uns zwar im Nacken, aber ihre Luftangriffe waren geringfügig.

Dann kam der 7. 12. 1941 und Pearl Harbor. Japan überfiel mit einem Luftangriff einen amerikanischen Stützpunkt. Weil Japan neben Italien und Deutschland zu den drei Achsenmächten gehört, erklärte Adolf Hitler am 11. Dezember 1941 in einer eigenmächtigen Entscheidung Amerika den Krieg. Das war der erste große, verhängnisvolle Fehler, den er in seinem Größenwahn machte. Denn jetzt stieg der Industriegigant Amerika in den Krieg in Europa ein. Große Bombergeschwader wurden in Island, Grönland und England stationiert.

Der zweite Fehler war, dass Adolf Hitler angenommen hatte, dass nun Japan seinerseits Russland den Krieg erklären wurde. Das geschah jedoch nicht! Die japanischen Truppen an der mongolischen Grenze wurden abgezogen! Dadurch wurden russische Truppenkontingente frei. Durch die Winterpause konnte sich die russische Armee neu formieren und aufstellen.

Deutschland befand sich nun zwischen dem amerikanischen Adler und dem russischen Bär.

Die deutsche Frontlinie hatte zu diesem Zeitpunkt eine Länge von 18 000 Kilometern. Eine unglaubliche Herausforderung an die Logistik. Das größere Problem war jedoch der Treibstoffmangel. Im Juni 1942 setzte Hitler alles auf eine Karte. Stalingrad musste fallen, dann war der Weg zu den Ölfeldern in Baku frei. Aber die 6. Armee wurde am 22.November bei Stalingrad von 3 russischen Armeen eingekesselt. Hitler verbot einen Ausbruch. Göring sicherte überheblich eine Luftversorgung zu. Die deutschen Soldaten verhungerten und erfroren auf freiem Gelände oder in den Häuserruinen. Fassungslos hörten 200 000 noch lebende deutsche Landser die Weihnachtsansprache am 24. 12. 1942 im Radio. Adolf Hitler verglich sie mit den Spartanern, die ihr Leben dem Vaterland geopfert haben. Jetzt wussten alle " wir sind abgeschrieben!" Daraufhin kapitulierte General-Feldmarschall Paulus und rund 200 000 deutsche ausgemergelte Soldaten gingen in Gefangenschaft. Die wenigsten betraten wieder ihre deutsche Heimat.

Aus der Stadtchronik.

Die Judenfrage.

Im Januar 1942 wurden in Berlin Wannsee die Pläne zur Ausrottung der Juden gefasst.

Arbeitsfähige Juden wurden in Konzentrationslager gebracht und ihre Arbeitskraft wurde bis zu ihrem Tod brutal ausgebeutet.

Alle anderen kamen in die Gaskammern.

1927 hatte Pforzheim 1000 Juden. 1945 waren sie verschwunden.

Pforzheim.

Das Kriegsgeschehen machte sich auch in Pforzheim bemerkbar. Die Bevölkerung konnte nur noch mit dem Nötigsten versorgt werden.

Es gab 41 mal Luftalarm.

Aber seit Amerika in den Krieg verwickelt war, befürchtete man zurecht für die kommenden Jahre steigende Luftangriffe.

Da nur noch kriegswichtige Baumaßnahmen durchgeführt werden durften, stellte die Stadt einen Antrag für staatliche Luftschutzbunker. Der wurde abgelehnt. Während Karlsruhe und Stuttgart als stark gefährdet galten, wurde Pforzheim nur als gering gefährdet eingeschätzt und bekam nur minimale staatliche Mittel. Welch ein Hohn im Nachhinein.

Sämtliche archivalischen Schriften, Frühdrucke und ein Teil des badischen Bestandes wurde in Kisten verpackt und im Keller der Hilda Schule gelagert.

Sämtliche Filmstudios wurden unter der Filmmarke Universum zusammen gefasst und unterstanden der NSDAP. Die Partei bestimmte auch, welche Filme in den Kinos zu laufen hatten. Vor jedem Hauptfilm gab es die Wochenschau mit reißerischen, stark geschönten Kriegsberichten.

So nimmt es kein Wunder, dass sich die Pforzheimer Bevölkerung mit Besuchen im Stadttheater und den Kräheneck-Spielen vom Kriegsalltag ablenken wollte.

Die meisten Veranstaltungen waren ausverkauft.

Man möge es mir verzeihen, dass ich viele Themen nur kurz anschneiden kann. Aber ich hoffe dennoch, dass ich ein wenig von der Stimmung, wie sie 1942 in Pforzheim geherrscht hat, wiedergeben konnte.

Die Beschreibung der militärischen Lage war dieses Mal ausführlicher, aber das musste zum allgemeinen Verständnis sein.

Das Foto vom Theater in der Kräheneck hat uns Jürgen Vonderehe zur Verfügung gestellt.

Es waren übrigens fast alles Laien-Schauspieler.

 

 

 

Aus der Pforzheimer Stadtchronik 1943 Teil 1.

 

Schleimi erklärt die militärische Lage.

Nach der Niederlage von Wüstenfuchs Rommel in Afrika beherrschten die Amerikaner den Mittelmeerraum. Über den Iran brachten sie Russland Waffen, Geschütze, LKW und sogar Treibstoff. Während Russland aus den unendlichen Weiten ihres Landes und der Mongolei immer weitere Soldaten in Armeen aufstellte.

Genau das war das Problem. Deutschland mangelte es mittlerweile nicht nur an Rüstungsgütern, sondern auch an Soldaten. Adolf Hitler wollte nicht warten und seine Armeen neu formieren. Er brauchte nach den Niederlagen unbedingt einen grandiosen Sieg um seinen Ruf als größter Feldherr aller Zeiten wieder herzustellen. Gegen den Rat vieler Generäle beschloss er am 5. Juli 1943 die Aktion Zitadelle. Eine gigantische Schlacht bei Kursk, in der Hitler sämtliche Elite-Soldaten, 2500 Panzer und 2000 Flugzeuge in die Waagschale warf. Doch vergeblich. Die Feinde waren in der dreifachen Übermacht. Zugleich landeten die alliierten Truppen in Sizilien.Der Angriff wurde abgebrochen. Aber der Schaden war da. Zigtausende Soldaten auf dem Schlachtfeld gefallen und ein Großteil der Flugzeuge abgeschossen. Und diese hätte man dringend in der Heimat gebraucht, um die Bombenangriffe auf Deutschland zu verhindern.

Pforzheim.

Die militärischen Rückschläge an der Front führten im Januar 1943 zur Einführung der Arbeitsmeldepflicht für Männer bis 65 und Frauen bis 45 Lebensjahre.Diese Maßnahme war ein Schritt zur Mobilisierung aller Kräfte.

Pforzheim hatte auf Befehl schon auf Rüstungsindustrie ( Zünder) und Feinmechanik umgestellt. In den Monaten Februar und März traten viele Pforzheimer Frauen den Weg in die Rüstungsfabriken an.

Viele gewerbliche Betriebe und Läden wurden geschlossen, damit so Menschen, Rohstoffe und Energie eingespart werden konnte.

Am 27. Februar musste auch die Pforzheimer Rundschau ihren Betrieb einstellen. Angeblich Papiermangel. Es gab nur noch eine Zeitung in Pforzheim. Der Pforzheimer Anzeiger. Und der berichtete natürlich linientreu.

Um die Not der Bevölkerung zu lindern, wurde in allen Gärten, Anlagen und freiliegenden Plätzen Obst und Gemüse angebaut.

Ende Mai gab es mal wieder eine große Sammelaktion für Schuhe und Spinnstoffe.

Um Kohlen zu sparen, wurde im Winter 1942 die Kohlenferien eingeführt.

Im Juli arbeiteten alle Schüler und Schülerinnen als Erntehelfer auf dem Land.

Die Stimmung in Pforzheim war gedrückt und viel ahnten, dass der Krieg verloren war. Dazu kam die Angst. Es ist eine Sache, wenn sich Deutschland im Krieg befindet und die Front ist in Afrika oder in Moskau. Eine ganz andere Sache ist es, wenn sich die feindlichen Truppen Stück für Stück der Heimat nähern. Doch es gab noch einen kleinen Hoffnungsschimmer. Adolf Hitler und seine Wunder V-Waffe. An diese Hoffnung und Gerüchte klammerten sich nicht nur die einfachen Bürger, sondern auch die Nazi-Bonzen.

 

 

Aus der Pforzheimer Stadtchronik 1943 Teil 2.

 

Um die Ernährungslage der Pforzheimer zu verbessern, war von den Arbeitern der Stadtgärtnerei im Hagenschieß Gemüse, Obst und Salat angebaut worden. Erntehelfer waren hier Beamte und Angestellte der Stadtverwaltung.

Seit 1939 musste jede Stadt eine Kriegsbeitragsumlage bezahlen. Die stieg 1943 auf unglaubliche 4 653 210 Reichsmark.

Mit Blick auf den Luftangriff vom 23. Februar 1945 sagen heute viele von uns " Ja dann hätten sie doch Luftschutzbunker gebaut!"

ElektrititätswerkElektrititätswerk Doch Pforzheim war nach wie vor als gering gefährdet eingestuft.Dies änderte sich erst am 17.12.1943. Da traf beim Elektrititätswerk ein geheimes Schreiben vom Reichsluftfahrtministerium ein.Ein Angriff auf Pforzheim als Zünderstadt wäre geplant, um so einen Engpass für Zünder zu schaffen. Außerdem wäre das E-Werk neben der Bahnlinie ein maßgebliches Ziel.

Endlich konnte man mit dem Bau von 4 Luftschutzstollen beginnen. Aber das war viel zu spät.

Die Schutzstollen wurden in der Gustav Rau Straße, beim Kupferhammer, am Davosweg und in der St. Georgenstraße gegraben. Städtische Beamte und Angestellte mussten das Holz für die Stützbalken im Hagenschieß schlagen. Doch es gab ja kaum Benzin! Außerdem fehlten Eisen und Zement.

Einige Großunternehmer bauten mit privaten Mitteln notgedrungen 16 weitere Luftschutzstollen. Die größten waren beim Schaub in der Östlichen, in der Bleichstraße und in der Papierfabrik in Dillweißenstein.

Viele Einwohner taten sich zusammen und bauten ebenfalls geeignete Kellerräume aus. Das benötigte Geld wurde durch das Luftschutz-Zehnerle beschafft. Das Geld sammelten die Kinder ein und übergaben es dem Lehrer. Nach Übergabe an die Blockwarte wurde gemeinsam überlegt, wie man damit einen kleinen Sicherungsschutz bauen könnte. Man wusste sehr wohl um die nahende Gefahr, aber man hatte einfach nicht die nötigen Mittel.

Auch die Stadt hatte kein Geld. Aber zumindest bauten sie an der Enz und Nagold Holztreppen, damit sich die Einwohner im Ernstfall in den Fluss retten könnten.

Einmann-Bunker in der Kanzlerstraße 105Einmann-Bunker in der Kanzlerstraße 105

Mein Bild zeigt einen Einmann-Bunker in der Kanzlerstraße 105.

Noch eine verzweifelte Maßnahme. Die älteren Schüler der Gymnasien wurden als Flakhelfer ausgebildet.Sie wurden in Baracken an ihren Flakständen untergebracht.

Auch Lebensmittel wurden in Dörfern in Turnhallen und Gasthäusern ausgelagert. Das war Brot, Fleisch, Milch und Fett. Und natürlich Einrichtungen für Kochstellen. Diese Aufgabe unterlag dem NSV ( Nationalsozialistische Volkswohlfahrt ) hervorgegangen aus der Arbeiterwohlfahrt. Die NSV hatte bisher Kindergärten betreut und war auch für die Kinderlandverschickung zuständig.

Im Jahr 1943 gab es 48 Fliegeralarme und jedesmal waren die Menschen in Angst und Panik, wenn sie am Abend oder nachts mit ihrem Notköfferle im Keller saßen.

Das war auf die Dauer zermürbend auf Geist und Seele. Und natürlich auf den Körper. Denn am nächsten Tag ging die Maloche in den Rüstungsfabriken weiter.Das Soll musste erfüllt werden oder man wanderte wegen Wehrkraftzersetzung in ein Lager.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schleimi berichtet aus der Stadtchronik 1944 Teil 1.
 
Weil es über die Jahre 1944 - 1945 sehr viel zu berichten gibt, werde ich sie in je 3 Kapitel aufteilen.
  1. Allgemeine Ereignisse
  2. Notmaßnahmen
  3. Luftangriffe
Allgemeine Ereignisse.
Das Jahr 1944 stand unter dem Zeichen der Verwirklichung des " totalen Krieges."
Davon waren alle Lebensbereiche, sowohl öffentlich aber auch privat betroffen.
Die Pforzheimer hungerten.Viele sammelten im Wald Bucheckern. Daraus machte man Kaffee, Pfannkuchen oder sogar Brotaufstrich.Meine Oma legte Kartoffelschalen auf den Ofen. Das gab knusprige Kartoffelchips. Weil es kein Fett gab, wurden die Bratkartoffeln mit Milch in der Pfanne angebraten.
Die Schuljugend wurde zum Kräuter und Beeren sammeln in die Wälder geschickt. Jedes noch so kleine Fleckchen Erde war bepflanzt.
 
Seit der Landung der Alliierten in der Normandie häuften sich die Luftangriffe ( 298 Fliegeralarme )
Sämtliche Arbeit stand im Dienst des Krieges. Alle Frauen bis 50 Jahre wurden dienstverpflichtet und voll eingesetzt.
 
Im März gab es eine gute Nachricht. Kreisleiter Knab erlaubte endlich die Eröffnung einer Tauschzentrale für Bedarfsgegenstände. Solch ein Tauschhandel war früher verboten. Argument. Wenn man an den Endsieg glaubte, konnte man doch gut ohne Winterstiefel oder Kochtopf auskommen. " Oder glauben Sie nicht an den Führer und das heilige Vaterland?"
Auch die Verwaltung bekam die Auswirkungen vom totalen Krieg zu spüren.Schon früher waren ja Beamte, Angestellte und Arbeiter für den Kriegseinsatz abgezogen worden. Ab dem 17.8.1944 wurden weitere 120 Arbeitskräfte abkommandiert. Zum Beispiel ins Elsaß um dort Schützengräben auszuheben. Nur wenige Fachkräfte für Gas, Wasser, Elektrizität, Krankenhaus und Schlachthof hielten eine Art Notbetrieb aufrecht.
Eigentlich hätte der Oberbürgermeister das Recht gehabt, die Männer zur Dienstverpflichtung auszuwählen. Aber das machte der unumschränkte Herrscher Kreisleiter Knab. Da gab es keine Chance zum widersprechen.
 
Wer in der Heimatstadt Pforzheim gerade keine dringenden Verpflichtungen vorweisen konnte, musste Bäume für das Abstützholz der Bunker fällen oder wurde einem Ernte-Kommando zugeteilt.
 
Alle Männer, die eine kriegswichte Aufgabe in Pforzheim hatten und deswegen hierbleiben durften, wurden auf der Buckenberg-Kaserne zum I. Volkssturm-Bataillon zusammengefaßt und hatten sich in Alarmbereitschaft zu halten.
 
Durch die häufigen Luftangriffe und dem Personalmangel auf dem Versorgungsamt verzögerte sich immer wieder die Ausgabe der Lebensmittelkarten.
 
Dieser Beitrag wurde für PfiB e.V. geschrieben.
 

 

 

Schleimi berichtet aus der Stadtchronik 1944 Teil 2.

 

Notmaßnahmen.

Das Jahr 1944 brachte die Verwirklichung des totalen Krieges.Alle Lebensbereiche waren hiervon betroffen. Im März wurde der Stadt endlich die Eröffnung einer Tauschzentrale erlaubt. Hier konnten Bürger untereinander Bedarfsgegenstände aus dem täglichen Leben tauschen. Die Schuljugen sammelte Heilkräuter und Beeren. Jedes Fleckchen Erde wurde bepflanzt. Im August traten die Notdienstverpflichtungen in Kraft. Meldepflicht für Frauen bis 50 Jahre. Kinder hin oder her! Auch die Hitler-Jugend war davon betroffen. So wurden zum Beispiel die Brötzinger Buben in die Vogesen geschickt, um dort Schützengräben zu bauen. Die Jüngsten waren gerade mal 14 Jahre alt! Am 29. Oktober wurde das I. Bataillon des Volkssturmes aufgestellt. Die Vereidigung war am 12. November im Saalbau. Lauter alte Männer, krank und an der Waffe ungeübt.

Hektisch wurde versucht, die Luftschutzstollen und Bunker zu vollenden. Aber es mangelte an staatlicher Unterstützung. So wurde viel privat gebaut. Die Stadt Pforzheim hatte zwar 40 Arbeitskräfte ( Beamte und Angestellte ) abgestellt um Abstützbalken in den Wäldern zu schlagen, aber es fehlte das Benzin für den Abtransport. Zu allem Elend verfügte Kreisleiter Knab, dass 120 Arbeitskräfte ins Elsaß geschickt wurden, um dort beim Schanzen zu helfen! Das Argument " Landesverteidigung geht über den zivilen Luftschutz.der Bevölkerung"

Durch diese irrsinnige Maßnahme arbeiteten die Stadtwerke ( Gas, Wasser,Elektrizität ) nur mit einer Notbesetzung. Auch das Krankenhaus und der Schlachthof durften zumindest einige Arbeitskräfte behalten.

Noch eine schlimme Sache. Anfang November war das Kohlenkontigent für die Stadt Pforzheim erst zur Hälfte angeliefert worden.

Dadurch gab es weitere Einschränkungen im Gasverbrauch für die privaten Haushalte und die Industrie. Natürlich musste auch Strom gespart werden. Am 30 Oktober wurden die Öffnungszeiten der städtischen Bäder radikal gekürzt. Ab 15. Oktober wurde der Straßenbahnverkehr an Sonn- und Feiertagen eingestellt. Der Betriebsschluss der Straßenbahn war um 19.30!

Während der Sommermonate waren die Schulkinder mit sammeln von Heilkräutern beschäftigt und die älteren Schüler arbeiteten in der Industrie. So war kein regulärer Schulbetrieb möglich. Aber auch die Lehrer waren beschäftigt. Entweder mit Sondereinsätzen oder als Erntehelfer.Ein Teil der Lehrerschaft wurde in den Sundgau befohlen und hob dort Schützengräben aus. Wer nicht mehr arbeiten konnte, wurde einfach in das Volkssturmbataillon gesteckt!

Im Seehaus wurde eine Küchenbaracke aufgestellt.Mit 12 Kesseln a 300 Liter Fassungsvermögen. Man ahnte Schlimmes. Aber dass es so fürchterlich werden könnte, hätte kein Mensch gedacht.

Es gab ja noch eine kleine Verpflegungsküche für die Fliegergeschädigten am Schlosskirchenweg.

Die Entbindungsstation wurde in das Schloss Bauschlott verlegt.

Zu Beginn des Jahres waren der Stadt Pforzheim 11 Wehrmachtsbunker in Karlsruhe und Bruchsal zugewiesen worden. Dort wurde alles wertvolle und unersetzliche Hab und Gut ( Stadtarchiv und Bilder, Kunstwerke ) ausgelagert. Ende Oktober mussten diese Bunker geräumt werden. Doch wohin mit den Schätzen und Dokumenten? Unter Gefahr von Leib und Leben ( Tiefflieger ) wurde die wertvolle Fracht nach Pforzheim zurückgeholt. Dort gab es jedoch lediglich 4 scheinbar sichere Möglichkeiten zur Unterbringung. Ein Teil kam in die Kellerräume vom Hilda Gymnasium. Ein Teil ins Enzkraftwerk. Ein Teil in den Rathauskeller. Und ein Teil ins Grösseltal. Dieser Teil blieb der Stadt erhalten.

Der Lesesaal und die Bücherei im Bohnenberger Schlössle wurde geschlossen. Es gab ja keine Zeitung mehr und wer konnte in diesen Zeiten ein Buch lesen.

Am 1. September wurde das Stadttheater geschlossen und 29 Musiker an die Wehrmacht abgegeben.

Da die Westmächte schon am Rhein standen, wurde am 23. Dezember das Landschützen Ersatzbataillon 5 von Lahr nach Pforzheim verlegt.

Meine Bilder zeigen, wie knapp Holz und Brennstoffe waren. Zum Glück gab es Aufwärmstuben. Aber auch in diesen musste man nach 30 Minuten wieder gehen. Die Warte-Schlange vor der Tür kontrollierte das akribisch genau.

Dieser Bericht wurde für PfiB e.V geschrieben.

 

 

 Schleimi berichtet aus der Stadtchronik 1944 Teil 3.

 

Luftangriffe.

Der erste richtige Luftangriff war am 1. April 1944 von 11.03 - 11.10

80-100 amerikanische Flugzeuge flogen die Stadt Pforzheim aus südöstlicher Richtung an. Sie warfen 1500 Sprengbomben und 600 Flüssigkeits-Brandbomben ab. Dabei waren 230 Blindgänger. Der Hauptteil der Bomben fiel zum Glück südlich außerhalb vom Stadtgebiet.

Dennoch trafen einige Bomben den Südteil der Stadt, das Rod, den Wallberg und Dillweißenstein. 95 Personen kamen ums Leben. 154 Wohnungen waren zerstört und 127 Familien obdachlos. Rettungsmannschaften und Feuerwehr waren unermüdlich im Einsatz.Die Obdachlosen wurden im Saalbau und der Goldschmiedeschule untergebracht.

Beim Pumpwerk Friedrichsberg wurde der Zusammenschluss der Druckleitungen getroffen. Während dem Luftangriff fuhren die Omnibusse auf Anordnung der Postverwaltung nämlich zur Waldstraße am Friedrichsberg, um sich dort in Reihe aufzustellen. Welch eine idiotische Anordnung. Erst durch die Bewegung der vielen Omnibusse wurden die Flieger auf das Ziel aufmerksam! Nun ja, dadurch fiel die Wasserdruckleitung nach Niefern und 6 weiteren Stellen der Stadt aus. Auch die Wasserleitung vom Grösseltal wurde im Bereich der Hercyniastraße viermal getroffen. Die Folge war eine völlige Unterbrechung der Wasserversorgung. In der Nordstadt, am Wartberg und in der Südstadt wurden Wasserfässer aufgestellt. Dillweißenstein wurde durch eine provisorische, oberirdische Wasserleitung versorgt.

Die Gas-Druckleitung in der Holzgartenstraße wurde getroffen. Und die Gasversorgung konnte nur notdürftig gewährleistet werden.

Am 6.Juni landeten die Westmächte in der Normandie und durch die beginnende Offensive wurde Pforzheim immer häufiger das Ziel der alliierten Verbände. Luftalarme bei Tag und bei Nacht häuften sich.

In der Nacht zum 25.Juli wurden 5 Luftminen abgeworfen. Ziel war die Kallhardtbrücke. Zum Glück fielen die Bomben ins Nagoldvorland und im Bereich vom Schwarzwaldhaus nieder.

Am 3. Oktober um 12.00 flog ein Bomber-Verband über das Stadtgebiet und warf 10 000 Stabbrandbomben ab. 106 Wohngebäude, eine Fabrik und 10 Lagerhäuser wurden getroffen. Die Feuerwehr konnte 131 Brände löschen. Aber auch der Brand-Selbstschutz arbeitete vorbildlich.

Am gleichen Tag warf um 21.50 und 22.10 ein einzelnes Flugzeug eine Spreng- und eine Minenbombe auf das Bahnhofsgebäude ab. 9 Tote und 62 Verwundete waren die Folge. Durch diesen punktgenauen Abwurf gab es Schäden an 5 Bahngebäuden, am Postgebäude, an drei Schulen, 166 Wohngebäuden ( Güterstraße )

Am 10. Oktober erfolgte um 20.30 ein schwerer Angriff mit Luftminen. Betroffen waren die Nord- und Oststadt. Insbesondere die Christoph Allee, Erbprinzen- und Dammstraße, Östliche Karl Friedrich- und Gartenstraße. Die vom Bahnhof Richtung Friedhof fahrende Straßenbahn hatte gerade die Einschlagstelle passiert und wurde von der Druckwelle umgeworfen. Die Gebäudeschäden waren beträchtlich und man musste 64 Todesfälle beklagen.

Zu diesem Zeitpunkt gewährte der Staat auf Antrag noch Unterstützung bei der Beschaffung von Möbeln und Hausrat. Dies mag der Grund sein, warum im Jahr 1945 noch so viele Anträge auf Erstattung von Kriegsschäden auf den Ämtern eingegangen sind. Nun ja, Papier ist geduldig.

Von nun an wurde Pforzheim täglich in den Abendstunden von einem einzigen Flugzeug angeflogen. Im Volksmund nannte man dieses Flugzeug Bomben-Karle. War der Karle dagewesen, ging man ins Bett und wartete auf einen Luftalarm.

In den Abendstunden des 21. Oktobers gingen zwei Luftminen in der Pfälzer- und Hohenzollernstraße nieder. Der Schaden war beträchtlich und 11 Menschen fanden den Tod.

Nachdem die Pforzheimer Bürger bemerkten, dass die Angriffe den Bahnhofsanlagen galten, machte sich eine Räumungspsychose bemerkbar. Viele Familien räumten ihre Wohnungen!

Am Abend des 9. Novembers wurden wiederum Minenbomben auf das Stadtgebiet abgeworfen. Voll getrofen wurde eine Fabrik in der Goethestraße und Wohngebäude in der Salierstraße. Es wurden 23 Wohnungen total zerstört und 28 schwer beschädigt. Weitere 160 Wohnungen waren nicht mehr bewohnbar.

Ein weiterer Angriff erfolgte am 21. November zwischen 19.05 und 19.10. Zum Glück fielen die Bomben ins freie Feld . Die katholische Kirche, die Schule und ein Fabrikgebäude in Dillweißenstein erlitten jedoch Dach- und Glasschäden.

Am 4. Dezember überflog um 19.35 ein Bomberverband das Stadtgebiet. Die Sprengbomben gingen zum Glück außerhalb der Stadt nieder. Beim Seehaus wurde ein Waldbestand von 800 qm Fläche zerstört.

Am 17.Dezember fielen Sprengbomben über Mittag in der Unteren Ispringer Straße ( Berliner Straße ) Kiehnlestraße, Güterbahnhof und in der Oststadt. 35 Fliegeropfer und große Gebäudeschäden entstanden.

Am Heiligabend 24. 12 erfolgte am Nachmittag ein größerer Luftangriff. Betroffen war die Nordstadt, der Saalbau und die Goldschmiedeschule ( Notunterkünfte für die Ausgebombten ) Die Werderbrücke stürzte ein und das Bleichwehr wurde schwer beschädigt.

Schuttmassen und Trümmer versperrten den Feuerwehren den Weg. 90 Menschen starben am Heiligabend.

Am 1. Weihnachtsfeiertag griffen Jagdbomber Einzelziele an. Am Messplatz, Bahnhof, Dillweißenstein und auf dem Sonnenberg.

Meine Bilder zeigen die schwer getroffene Goldschmiedeschule, sowie den Saalbau.

Dieser Beitrag wurde für PfiB e.V. geschrieben.

Sämtliche Rechte liegen bei Schleimi und dem Pfib e.V.

Wer jetzt neugierig auf die Jahre 1945-1950 geworden ist,

kann demnächst die Serie Stadtchronik in der FB-Seite PfiB nachlesen.

Hier werde ich auch alle Grafiken und Darstellungen posten und sehr gründlich auf die Zerstörung der Stadt, das Kriegsende und den Neu-Aufbau eingehen.

 

 

 

 Aus der Pforzheimer Stadtchronik 1945 Teil 1.

 

Luftangriffe vor dem 23. Februar 1945.

Kaum waren die Straßen nach dem Angriff vom 24.Dezember notdürftig geräumt, wurden in der Südstadt am 3. Januar Bomben abgeworfen. Betroffen war das Gebiet Kupferhammer. Aber auch die Kriegsopfersiedlung auf der Wilferdinger Höhe . Einen schweren Treffer bekam auch das Wasserwerk in der Rennfeldstraße ab. Hierbei kamen 8 Arbeiter ums Leben.

Am 10. Januar wurde die Nonnenmühlgasse und das Auviertel bombardiert. Große Sachschäden und 10 Tote waren zu beklagen.

Am 21. Januar wurden in der Mittagszeit gleich mehrere Stadtteile angegriffen. Gesellstraße, Städt. Krankenhaus, Holzgartenstraße, Kunstgewerbeschule ( das war ein Teil-Lazarett ) Östliche Karl Friedrich Straße, Lindenstraße, Christophallee bis zur Luitgardstraße. 58 tote Zivilisten. Die Gebäudeschäden waren beträchtlich und gerade im Krankenhaus folgenschwer. Das Amtsgericht in der Lindenstraße wurde vernichtet.Der Straßenbahnverkehr in die Nordstadt musste dauerhaft eingestellt werden.

Bei der Dreschhalle in Brötzingen erfolgte am 30. Januar ein Tiefflieger Angriff.

Da wegen der Frontnähe nicht mehr rechtzeitig Fliegeralarm gegeben werden konnte, wurde das neue Warnzeichen " Akute Luftgefahr" eingeführt. Bis zum Großangriff am 23. Februar ertönte allein im Jahr 1945 in Pforzheim 106 mal " akute Luftgefahr" Unglaublich!

Am 14. 15. 16.Februar wurden die Bahnanlagen angegriffen.

Am 19. Februar fielen Bomben auf den Durlacher Bahnübergang, in der Ispringer- und Tunnelstraße, Anselm- und Hohenzollernstraße. Neben den Toten und den Gebäudeschäden, waren diesmal auch die unterirdisch gelegten Gasleitungen am Luisenplatz, Museumstraße und Westlichen Karl Friedrich Straße betroffen.

Notmaßnahmen.

Zur Instandsetzung der zerstörten Gleisanlagen arbeitete das hier stationierte Landesschützen Btl. 5 praktisch jede Nacht. Ursprünglich war dieses Bataillon in der Buckenberg-Kaserne stationiert. Aus Luftschutzgründen wurden diese Soldaten nun auf Schulen, Fabriken und andere Säle ( auch in benachbarten Ortschaften ) verteilt . Im Hagenschieß wurde ein Waldlager errichtet.

Kohlen- und Raummangel, sowie die ständig kreisenden Jagdbomber hatten ja schon vor geraumer Zeit zur Schließung der Schulen geführt. Um die Jugendlichen vor Fliegerangriffen zu schützen, wurden zum Beispiel die Schüler der Höheren Schulen mit ihren Lehrern am 13. Januar zum Titisee geschickt. Hier fand die Unterkunft und der Unterricht im Hotel Bären und im Hotel Waldeck statt.Durch diese Maßnahme überlebten viele Jugendliche den Angriff auf Pforzheim am 23.Februar. Aber am 24. Februar wurden die "Schulen" am Titisee durch Jagdbomber angegriffen und zwei Jugendliche starben. So wurde das Lager mit Bahn und Lastkraftwagen nach dem Plättig verlegt. ( Schwarzwaldhochstraße ) Dort blieb es bis nach Kriegsende.

Abschließend möchte ich noch bemerken, dass es im Januar 1945 schon keine Luftabwehr im Raum Pforzheim gab. Die feindlichen Jagdbomber konnten in der Luft schalten und walten, wie sie wollten.Das zeigt auch der Großangriff am 23. Februar 1945.. Zuerst flogen Flugzeuge mit Leuchtspurmunition über die Stadt und markierten für die Bomber die Ziele. Mit einer ausgeklügelten Sprengstoff-Mischung wurde dann das Pforzheimer Stadtzentrum auf einer Länge von 3 Km und einer Breite von 1,5 Kilometern so gründlich bombardiert, dass auf dieser Fläche kein Haus mehr stand.

Dieser Beitrag wurde für PfiB e.V. geschrieben.

Dank gebührt dem Zeit-Reisenden Kobold Schleimi, der mich bei diesem Bericht der Pforzheimer Stadtchronik tatkräftig unterstützt hat.

 

 

Aus der Pforzheimer Stadtchronik 1945 Teil 2.

 

Der Großangriff vom 23. Februar

Über dieses Bombardement, bei der eine ganze Stadt beinahe ganz ausgelöscht wurde, ist schon viel geschrieben worden. Darum an dieser Stelle nur ein paar Erinnerungen vom Wartberg Opa.

Am Freitag gab es schon in den frühen Morgenstunden mehrfach Luftalarm. " Akute Luftgefahr" gab es von 10.10 bis 10.50. Von 10.55 bis 11.10. Von 11.45 bis 14.10 und von 16.45 bis 17.45. Die öffentlichen Luftschutzräume und Stollen waren fast permanent besetzt. Es gab keinen einzigen Bombenabwurf! Klar! Die Piloten sondierten in aller Ruhe die Lage! Als am frühen Abend endlich Entwarnung gegeben wurde, konnten die Berufstätigen endlich und zum Glück die Betriebe verlassen. Viele Pendler konnten mit Bussen und Zügen die Stadt verlassen. Ein Zug mit ca. 500 Soldaten war gerade in Pforzheim am Bahnhof angekommen und es hieß, dass eine Weiterfahrt erst nach 20.00 möglich sei. So gingen die Soldaten schnell auf ein Bier in das Gasthaus Beckh am Marktplatz. Keiner überlebte.17000 Menschen starben qualvoll und jämmerlich innerhalb von 22 Minuten. 361 Lancaster legten einen Bombenteppich aus Spreng- und Brandbomben, Brandkanister und Luftminen, sowie Brandmassen. Eine fürchterliche Mischung. Ein Feuersturm färbte den Himmel glutrot und der Flammensturm trieb verkohltes Briefpapier bis nach Stuttgart. Die Flammen entzogen der Luft den Sauerstoff und viele Menschen erstickten qualvoll in den Luftschutzkellern. Wer ins Freie flüchtete, verbrannte ebenfalls oder fand durch das Kohlenoxid seinen Erstickungstod. Einige schafften es bis an die Enz, aber durch die Wassermassen vom gesprengten Nonnenmühlwehr ertranken viele Bürger. Menschen ertranken in den überfluteten Kellern in der Zerrennerstraße und am Waisenhausplatz.

Feuerwehr.

Die Freiwillige Feuerwehr hatte 70 Mann Verluste. Im Löschzug 1 ( Wecker-Linie ) waren lauter erfahrene Feuerwehrleute. Darum waren sie in der Stadtmitte eingesetzt. 10 von ihnen fanden den Tod im Luftschutzkeller Marktplatz 10 ( Beckh ) 12 ertranken im Feuerwehrhaus am Waisenhausplatz. Eine weitere Abteilung vom 1. Löschzug war zum Einsatz auf den Wartberg und wurden voller Wucht vom Luftangriff überrascht. Ein wahrer Heldentod!

Ärztliche Betreuung.

Für Erste Hilfe waren in Pforzheim 6 Rettungsstellen eingerichtet. Jeweils ein Arzt zuzüglich Helfer und Helferinnen. Drei fielen aus. Die Nordstadtschule, das Museum und die Schwarzwaldschule. Die Rettungs-Anlaufstelle im Gymnasium blieb erhalten. Aber nur ein Arzt und ein paar Sanitäter für die vielen Verletzten. Später kämpfte sich noch ein weiterer Arzt durch das Inferno. Wahre Helden. Während im Keller des Gymnasiums hunderten Verletzten geholfen wurde, brannte oben das Schulhaus ab. Phosphor- und Brandverletzungen, Knochenbrüche und Rauchvergiftungen. Welch ein Drama. Fast Erblindete auf Tragbahren, ausgehängten Türen oder einfach Huckepack. Ein Bild des Elends und der Verzweiflung.

Das Altersheim August Kayser wurde später zum vorläufigen Krankenhaus. Viele Verwundete wurden nach Herrenalb, Neuenbürg, Bad Liebenzell, Mühlacker, Maulbronn und Bretten transportiert.

So weit die Erzählung vom Wartberg-Opa, die mich immer wieder tief berührt.

Dieser Beitrag wurde für PfiB e.V. geschrieben und entspricht den Tatsachen.

Wie es weiter geht, erfahrt Ihr in der nächsten Folge. Dann wieder mit der original Pforzheimer Stadtchronik.

 

 

 

Aus der Pforzheimer Stadtchronik 1945 Teil 3.

 

Nach dem unfassbaren Luftangriff vom 23. Februar musste das Leben dennoch weitergehen.

Verpflegung.
Noch in der Nacht vom Großangriff wurde die Inbetriebnahme der Großküche im Seehaus vorbereitet. Die anfallenden Arbeiten übten dienstverpflichtete Frauen aus. Es wurden Kochstellen in Würm, Eutingen und Dietlingen eingerichtet. Wenig später gab es eine Kochstelle in Dillweißenstein ( hinter der Papierfabrik ) Dann folgten Büchenbronn und Huchenfeld. Es gab kostenloses Frühstück, zu Mittag Eintopf und kaltes Abendbrot .Mit Lastwagen wurden die Essenkanister zu den ca. 10 Ausgabestellen gefahren. Auf diese Weise wurden täglich etwa 30.000 Menschen versorgt. Und das in einer zerbombten Stadt! Wenn etwas in Ordnung ging, dann war es diese logistische Meisterleistung.Zum Glück waren durch die vorsorglichen Auslagerungen genügend Lebensmittel da. Weil das August Kayser Altersheim als Krankenhaus diente, wurde in der Buckenberg Kaserne eine Verpflegungsstation für alte und kranke Menschen eingerichtet. Hilfsgüter kamen sogar aus Calw und Bad Liebenzell. Diese Nachbarschaftshilfe war ebenso vorbildlich. Brotlieferungen trafen aus Karlsruhe ein. Das Landeswirtschaftsamt wies der Stadt Pforzheim erhebliche Mengen an Rauchwaren und Brandwein zu. ( ohne Zigaretten und Alkohol wäre eine Bergung der verkohlten Leichname nicht möglich gewesen!) Aus Stuttgart kam eine Großkücheneinrichtung. Diese wurde in der Dreschhalle in Dietlingen aufgestellt. In Eutingen und in Dillweißenstein ( im Freibad ) wurde eine Ausgabestelle für Bekleidung und Haushaltgeräte eingerichtet.

Geldverkehr.
Die Stadtkasse Pforzheim richtete schnell verschiedene Zahlstellen ein. Jeder Ausgebombte konnte hier 100 Reichsmark erhalten. Das war zwar nicht viel, aber die Stadt kostete diese Unterstützung immerhin 15 Millionen Reichsmark.

Leichenbergung.
Zu den Aufgaben der Stadt Pforzheim gehörte nach dem Angriff auch die Leichenbergung und - Bestattung. Diese furchtbare Aufgabe erledigten Arbeiterkolonnen, das Landesschützenbataillon und ein Pioniertrupp. Da brauchte man wahrlich den Brandwein und Zigaretten. Auf Handkarren und Viehwagen wurden die Leichen oder das was von ihnen übrig war auf die Schanz gefahren. Eine Tante von mir arbeitete beim Roten Kreuz und transportierte im Leiterwägele Pappkartons mit ein paar Leichenknochen. Das Fatale und Unfassbare war, dass Tiefflieger über den Trümmern kreisten und auf alles schossen, was sich bewegte. Wie groß muss bei manchen Piloten der Hass gewesen sein! Auf dem Friedhof waren ständig 2 Seelsorger anwesend, um die ständig eintreffenden Leichen einzusegnen. Anfangs wurden die Gräber mit Hacke und Schaufel ausgehoben. Auch diese Arbeiten fanden unter dem Beschuss der Tiefflieger statt. Wer ein Familiengrab auf dem Friedhof hatte, konnte seine Verwandten selbst bestatten. Die anderen Leichen wurden im Wirtschaftshof vom Friedhof aufgebahrt. Sie wurden falls möglich identifiziert und die Wertsachen in drei Leichenzellen aufbewahrt.

Ein Bagger aus Heilbronn trudelte endlich ein und mit ihm konnten die ersten Massengräber ausgehoben werden. Dennoch dauerte es noch wochenlang, bis die meisten Toten bestattet waren und somit auch die Seuchengefahr gebannt war.

Diesen Beitrag habe ich wie üblich für PfiB e.V. geschrieben und alle Rechte der Veröffentlichung liegen bei diesem Verein.

 

 

Aus der Pforzheimer Stadtchronik 1945 Teil 4.

 

Natürlich war nach dem Angriff vom 23.Februar 1945 die Verwirrung und das Durcheinander groß. Die Menschen aus den verschiedenen Stadtteilen und den umliegenden Ortschaften sorgten sich um ihre Verwandtschaft und wollten natürlich wissen, ob sie den Angriff überlebt hatten. Die erste Anlaufstelle war der ehemalige Wohnort. Dann der Wirtschaftshof im Friedhof. Dort konnte man die tausende Leichen auf der Suche nach seinen Angehörigen abschreiten. Hatte man damit keinen Erfolg, gab es einen Hoffnungsschimmer! Im ehemaligen Cafe Epple ( das spätere Cafe am Tor beim Felsenkeller ) hatte die Kriminalpolizei eine Vermißtenkartei angelegt. Klar hatten die Sachbearbeiter alle Hände voll zu tun. Und es gab noch die Möglichkeit an die Scheiben vom Lebensmttel-Händler Bargalo und der Bäckerei an der Ecke Hohenzollernstraße und Heinrich Wieland Allee Nachrichten zu kleben. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Eine Briefzustellung in der Innenstadt und Südstadt war ja unmöglich geworden. Das Hauptpostamt war nun im Kraftwagenhof in der Zeppelinstraße 16. Während das Zweigpostamt in Brötzingen in benachbarten Räumen den Betrieb wieder aufnahm, waren in Dillweißenstein, Buckenberg, Ispringer Pfad und Hagenschieß keine Änderungen notwendig.
Dazu kamen noch 3 fahrbare Postämter. Auf dem Messplatz in der Oststadt, bei der Wirtschaft Zähringer Löwen und beim Kupferhammer. Es wurde über Lautsprecher Ort und Zeit bekannt gegeben, wie man die Briefe und Nachrichten abholen konnte.
Man darf dabei einen wichtigen Punkt vergessen! Es herrschte noch immer Krieg. Feindliche Jagdbomber kreisten in der Luft und machten " Hasenschießen " oder warfen noch immer Bomben auf Menschenansammlungen. So auch am 4. März 1945 bei der Hindenburgbrücke. ( heutige Kallhardtbrücke ) Auf der linken Seite war beim Kupferhammer die Milch- und Essenausgabe der Dillsteiner Kochstelle. Auf der rechten Seite traf das fahrbare Postamt ein. Mehr als 100 Tote waren zu beklagen! Frauen und Kinder.

Dieser kleine Beitrag wurde für PfiB e.V. geschrieben und alle Rechte liegen bei diesem Verein.

 

 

Fortsetzung der Stadtchronik siehe Ordner Aus der Pforzheimer Stadtchronik 1945 Teil 5 bis 1945 Teil 6

 

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